2015: Literatur-Café-Musik (LCM) - Ein amüsanter Nachmittag

So sachkundig wie einprägsam führt Alfons Strähhuber durch die Lesung

"Aus dem Leben eines Taugenichts" (Eichendorff)

Mit Annemarie und Alfons Strähhuber und dem Waldhornseptett

Werben braucht man für Literatur - Café - Musik nicht, es hat sich ganz rasch als kulturelles Highlight in Gernlinden etabliert. Gut hundert Besucher wohnten der vorletzten Veranstaltung in dieser Saison bei, die sich mit Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts" befasste. Kongenial, wie sich der höchst kompetent - und damit tauglich für einen Lesenachmittag - geraffte Roman mit den einfühlsamen Klängen der Waldhornspieler um Dieter Then und Thomas Braun verschwisterte. Erst öffnet geheimnisvoll raunende Musik aus Griegs Per Gynt den gedanklichen Raum für die Seelenreise des Protagonisten, dann vertieft die - weniger bekannte, von Bernhard Kròl komponierte - Taugenichts-Suite die mal dramatischen, mal lyrisch-melancholischen Stationen der bisweilen recht greifbar wirkenden Reise (Wien, Rom). Letztlich pendelt der Held jedoch in einer, den Aufbruch einer jungen Männlichkeit widerspiegelnden Traumreise zwischen Sehnsüchten, Gefahren und Glücksmomenten hin und her. Happy End!

Mühelos gelingt es Annemarie Strähhuber eine Vorstellung vom Seelenzustand des jungen Mannes im Zuhörer entstehen zu lassen
Waldhornklänge für den jungen Mann aus den böhmischen Wäldern
Annemarie Strähhuber liest unaufgeregt, höchst angenehm eine Vorstellung von den tiefen Gefühlen und Stimmungen zum Einen, von den zunächst unerklärlichen Entwicklungen der Geschehnisse zum Anderen im Bewusstsein des Lesers entstehen lassend. Dazwischen gibt Alfons Strähhuber die in den Text eingestreuten Verse zum besten, deren bekannte Vertonung des 19. Jh.s sie zu "Volksliedern" (Wem Gott will rechte Gunst erweisen …) werden ließ. In der modernen Kròlschen Musik werden sie an den entsprechenden Stellen hörbar und machen Gedanken und Gefühlswelt des jungen Mannes erfahrbar.

Lang anhaltender Applaus!

Der Erlös der Veranstaltung - auch das Waldhornsextett verzichtet auf eine Gage - und aus der Cafeteria der Damen des Kirchenchors von Bruder Konrad geht an Not leidende Menschen in Aleppo.

Vielleicht sehen wir uns ja bei den "Lausbubengeschichten" in vier Wochen wieder!

Bernhard März